Interview

mit David Zacharias, Sohn vom "Taller El Aleman" Klaus Zacharias

Durchgeführt von Uta Bruckner, Knut Hoppe & Christiane Strauss
am 10.09.2000 in Las Terrenas/Dominikanische Republik

Das Interview wurde mitprotokolliert. Die folgenden Aufzeichnung ist die Reinschrift des Protokolls.

Geboren in Leipzig, wuchs David in Bretten ( Nähe Bruchsal/Karsruhe) auf. Seit 7 Jahren sei er in der Karibik und möchte nicht zurück nach Deutschland.
Die Mutter war in Deutschland Sekretärin (Fabrik in Königsbad/Stein). Der Vater arbeitete in einem Autohaus.

Der Auswanderungswunsch der Eltern entstand laut David wegen zu hoher Preise in Deutschland. Das erste Wunschziel war Australien, was wegen zu hoher Einwanderungsanforderungen jedoch ausschied. Das zweite Ziel wurde auch angesteuert; nach 2 Monaten Florida hätten sie jedoch festgestellt, daß "die Mentalität nicht so sympathisch" sei; die "Menschen waren nicht so toll".

Das dritte Ziel war schließlich Las Terrenas. Die Gründe für diese Entscheidung waren die Begeisterung des Vaters von zwei Wochen Urlaub dort und die Unterstützung vom deutschen Besitzer des "Hotel Atlantis" in Las Terrenas, Heinz Schenkel.
Nach dem Umzug in die Dominikanische Republik lebte die Familie in einem Appartement. Die erste Werkstatt sei in einer Bambushütte gewesen. Der erste Dominikanische Paß war gefälscht; mittlerweile hätten sie offizielle. Die Familienangehörigen hätten alle die Doppelte Staatsbürgerschaft.
David merkt an, daß Ausländer, Polizei und Militär nicht wahlberechtigt seien.

Nach kurzer Zeit in Las Terrenas trennten sich die Eltern. Davids Bruder führt ein kleines Hotel "Casa Grande" an der Punta Bonita. Seine Mutter arbeitet dort.
Er selbst arbeitet mit seinem Vater in ihrer Autowerkstatt.

David brach die Realschule Ende der 8. Klasse in Deutschland ab und ging bei seinem Vater in die Lehre. Papiere seien in Las Terrenas unwichtig.
Er hat sehr gute Spanischkenntnisse, sein Vater spräche jedoch nicht so gut. Mit den Nachbarn hätten sie keine Probleme.

Der "Wandel im Dorf ist riesig"; nach ihrer Einwanderung seien die Leute sehr hilfsbereit gewesen. Mittlerweile "nähern sich die Einstellungen eher denen der Europäer an". Jeder denke an sich. Auch äußerlich hätte sich das Dorf sehr stark gewandelt: Vor sieben Jahren gab es nur 3 Colmados, kaum Cola und kaum Mopeds. Stattdessen wurden noch mehr Pferde benutzt. Es hätte nur "Feldwege" gegeben.
Die Bierpreise seien seit dem von 13 auf 25 Pesos gestiegen und die Benzinpreise pro Gallone von 13 auf 28 Pesos.
Seit 5 Jahren gibt es Strom (heute auch Strommasten). Vorher hätte es nur Dieselgeneratoren gegeben. Seit 2 Jahren sei auch eine Gasstation (Tanks) vorhanden.

Las Terrenas sei das am meisten entwickelte Dorf an der Nordküste, alles wäre vorhanden. Strom (5 Pesos/kW) ist immer da, wenn nicht, würde es einen Tag vorher mit einem Schreiben angekündigt.

Zur Zeit (September 2000) seien wenig Touristen im Dorf, die Hotels wären leer, aber die "Franzosen bauen wie blöd" trotz Verlusten.
"Taller El Aleman" sei die einzige europäische Werkstatt im Dorf. Ersatzteile wären nur in Santo Domingo erhältlich. Es gibt laut David auch einen Treffpunkt für Deutsche: Die Gaststätte "Arche Noah" von "Heide und Ingolff". In Las Terrenas gäbe es wenig Deutsche, viele Franzosen und Italiener und sehr viele Haitianer. Zwischen Deutschen und Franzosen bestände eine starke Abneigung.

Weiter, erzählte David, sei am Samstag "ein Haitianer in der Disko von Dominikanern erstochen" worden; David vermutet wegen Drogen.
Er bemerkte noch, daß 3-4 Haitianerviertel existieren würden. Die Haitianer blieben unter sich und würden nur arbeiten.
Seit dem Regierungswechsel mache die Polizei Abschreckungsversuche, z.B.Kontrollen in Bars, auf der Straße, etc.