Bevölkerungsentwicklung & Tragfähigkeit

Referat zum Regionalseminar „Karibik“ 2000

Bei A. Escher und P. Spehs

Handreichung von Knut Hoppe

Bevölkerungsentwicklung

Drei weitere Planeten wären nötig

"Die Antwort darauf, wie viele Menschen die Erde ernähren kann, ist eine Frage: Auf welchem Konsumniveau? Hätten alle Menschen den Lebensstandard der Amerikaner, wären es vielleicht 2,5 Milliarden Menschen, für die die Ressourcen der Erde ausreichten. Hätten alle den Lebensstandart der Inder, dann könnten mit der gleichen Menge zehn Millarden Menschen ernährt werden. Oder wenn zum Beispiel in China die Motorisierung und damit der Ölverbrauch pro Kopf so hoch wäre wie in den USA, dann würde allein China 80 Millionen Barrel Öl pro Tag brauchen. Auf der ganzen Welt werden aber nur 66 Millionen Barrel am Tag gefördert. Der Konsum eines durchschnittlichen Amerikaners kann leicht 10 bis 20-mal höher sein, als der eines durchschnittlichen Guatemalteken. Würden alle Menschen so leben wie die Amerikaner, bräuchten wir noch drei weitere Planeten wie die Erde, um sie zu ernähren." Lester Brown, Präsident des World Watch Instituts

Die Bevölkerungsentwicklung der Karibischen Staaten ist dem Trend nach immer weniger schnell ansteigend. Ausnahmen bilden weniger entwickelte Staaten wie Haiti, dessen Bevölkerungspyramide von allen Inselregionen her am ehesten mit breiten „Kindersockel“ und kleiner „Altersspitze“ das typischen Merkmal eines Entwicklungslandes zeigt. Auch die Dominikanische Republik verzeichnet noch eine relativ schnelle Zunahme, die Daten des Statistischen Bundesamtes kündigen aber einen starken Rückgang der Rate bis 0,43 in 2050 an, welche dann mit dem Bevölkerungswachstum der BRD 1985-90 übereinstimmen würde.

 

Zu den statistischen Daten

Zur graphischen Darstellung des Bevölkerungswachstums

 

Tragfähigkeit

Die Tragfähigkeit kann nach SCHARLAU (1953, S.122) sowohl das Maximum als auch das Optimum der Bevölkerungsgröße meinen. Doch angestrebt ist, den Begriff nur für ein Optimum zu verwenden. Das jedoch ist „eine auf Grund subjektiver Erwägungen, in verschiedenen Zeiten zwar wechselnde, aber doch stets von vornherein festgelegte Größe, die sich jeder objektiven Bewertung entzieht.“

Während bisher wie schon bei Th. R. MALTHUS (1760-1834) die Grenzen besonders bei der Ernährung gesehen wurden, schieben sich jetzt international „neue“ Probleme in den Vordergrund, so z.B. die Trinkwasserversorgung.

 

Grenzen

Die Tragfähigkeit der karibischen Inseln ist vor allem begrenzt durch

 

  • Flächenmangel (Insellage; Berg-, Überschwemmungs- und andere Ungunstlagen)
  • Trink- bzw. Süßwassermangel (Keine Fernversorgung bzw. Vernetzung möglich, europ. Extrembeispiel Mallorca mit Wasserlieferungen durch Tankschiffe; teure Entsalzung, Beeinträchtigung natürlicher Quellen durch Umweltbelastungen)
  • Energiemangel (keine Fernversorgung bzw. Vernetzung möglich; Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen; teure Alternativen)
  • Nahrungsmangel (Importabhängigkeit bei andauerndem Siedlungsausbau)
  • Weite und teure Wege durch gestreute Lage

 

Belastungen

Die größten Belastungen der bereisten Gebiete sind

 

  • Tourismus. Der Tourismus ist sicherlich die im Durchschnitt größte Belastung bez. Tragfähigkeit. Durch den hohen Lebensstandard der Gäste werden pro Gast mehr Wasser, Energie, Lebensmittel und Raum benötigt als für die Einwohner
  • Lebensstandard/Industrie. Auch durch den verständlichen Wunsch, den eigenen Lebensstandard zu erhöhen, benötigt der Einzelne mehr der knappen Güter, besonders Energie (Strom/Treibstoff). Die Deckung des erhöhten Konsumbedarfs zieht dann auch eine höhere industrielle Belastung nach sich
  • Bevölkerungsanstieg (Siehe auch Cartoon und Tabelle). Obwohl bei den von uns bereisten Ländern und Staaten die Bevölkerungsentwicklung nicht so gravierend hoch ausfällt wie z.B. in Honduras (für 1999 3,5) bringt der stetige Anstieg natürlich auch sämtliche  Probleme mit sich, die oben aufgeführt wurden. Dennoch ist der Aussage des Cartoons zuzustimmen, daß nicht allein (und auch nicht hauptsächlich?!) das Bevölkerungswachstum zu Tragfähigkeitsproblemen führt. 
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Cartoon zur Ressourcenplanung

Resumee

Die Tragfähigkeit der Karibischen Inseln bzgl. der Bevölkerung ist sicher nicht ausgeschöpft. Sie sollte aber bei zukünftigen Planungen besonders im touristischen Bereich beachtet werden.

Eine ausgewogene Entscheidung zwischen Landschaftserhalt und –nutzung ist zu treffen.

Das große Problem der Tragfähigkeit betrifft jedoch die ganze Erde und hängt meiner Ansicht nach mit dem notwendigen Wirtschaftswachstum allein zur Erhaltung der Lebensqualität zusammen (ganz abgesehen davon, wenn es um Verbesserung der Lebensumstände geht). Diese Aufgabe ist mit den bisherigen Ansätzen nicht zu lösen gewesen. Ein Umbau der Weltwirtschaft weg von der bisherigen Auswahl „More More, Extreme More or Less More“[1] ist wahrscheinlich unumgänglich und wird auch verstärkt eingefordert, so z.B. von den Demonstranten beim letzten Weltwirtschaftsgipfel.

 

 

Abbildung 1: geographie heute 146/96, S. 28

 

Quellen

Benthin, Bruno: Geographie der Erholung und des Tourismus; Gotha 1997

Directorate of  Intelligence des CIA [Hrsg.]: World Factbook; Internetausgabe Washington 1999 [http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/]

Fischer Weltalmanach: Ausgabe Frankfurt 1986 und CD-ROM-Ausgabe Frankfurt 1998

Geographie heute: Themenheft „Tragfähigkeit-Zukunftsfähigkeit“. Heft 146, 17. Jahrgang Dez. 1996

Scharlau, Kurt: Bevölkerungswachstum und Nahrungsspielraum. Geschichte, Methoden und Probleme der Tragfähigkeitsuntersuchungen; Bremen-Horn 1953

Statistisches Bundesamt [Hrsg.]: Statistisches Jahrbuch des Auslandes; Wiesbaden 1999



[1] KRIPPENDORF, Jost in einer Rede an der Ruhruniversität Bochum, 1994