Von Christine Jäckel
Herold Chnutz vom Hopfen begrüßte jeden einzelnen Gast mit einem Stoß in sein Rufhorn, ein Spielmann sorgte für Tafelmusik. Das Abendessen für Jedermann nach Art der Ritter gehörte zum Samstagabendprogramm des Stromberger Stadtfestes. Wie die Darstellung des Lehenseides oder die Demonstration von Handwerk und Handarbeiten im Ritterlager auf der Rathauswiese durch die Soonwälder Ritter war das Rittermahl ein lebendiger Programmpunkt, der mittelalterliches Leben anschaulich machte. Mit Herold Chnutz vom Hopfen wurde das Freiluft-Abendmahl zu einer vergnüglichen und nahrhaften Einführung in die Küchengeheimnisse der Ahnen.
Über längst vergessene Gaumenfreuden und Besonderheiten der Eß- und Trinkkultur im Mittelalter erfuhr man während der Schlemmerei einiges, von der übrigens "neumodisches Schanzwerkzeug" wie die "barbarische Erfindung" der Gabel, ausgeschlossen war. Löffel also und natürlich ein scharfes Messer, ein Teller für zwei und wer fürchtete, dabei zu kurz zu kommen, konnte das "Brödlin" als zusätzlichen Teller benutzen, so sah die mittelalterliche Tischordnung aus. Und wie bei der Tafel im Mittelalter üblich, begann man mit der Reinigung der wichtigsten Esswerkzeuge, der Hände. Man dürfe auch das Tischtuch ungeniert so benutzen, wie es im Ursprung gedacht war, forderte der Herold auf.
Zur Speisenfolge gehörten Köhlerschinken in würziger Marinade, Schlegel vom Stallvieh, Pasteten, Gemüse und zum Abschluss Käse und eine süße Speise aus roten Beeren und Steinobst. Auch über die Trinkbräuche des Mittelalters wurden die Gäste unterrichtet.
Neben dem großen Ritterlager auf der Rathauswiese zog sich der große Handwerkermarkt um die Sankt-Josef-Kirche und bis hinüber zum Gerbereiplatz. Die Kolpingkapelle hatte dort mit einem Platzkonzert das Stadtfest eröffnet. Nach Schaukämpfen der Schwertgruppe "Einherijer" und mittelalterlichen Tänzen mit "Faux Pas" sorgte "Westwind" auf der Bühne am Gerbereiplatz für zeitgenössische Unterhaltung mit Hits aus den letzten drei Jahrzehnten.